Transparenz auf evangelisch

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Kirche und Geld / Foto: S. Hofschlaeger (pixelio.de)

HANNOVER. (hpd) Seit den Tebartz-Wochen im vergangenen Oktober, als die katholische Kirche unter öffentlichen Druck geriet, Transparenz über ihr Vermögen herzustellen, was sie ungeschickt aber weiterhin umgangen hat, ist die evangelische Kirche stolz über ihre Transparenz zum "Geld der Kirche". Was dort aber tatsächlich geschieht, ist die wunderbare Wesensverwandlung von Geld.

 

"Verantwortung und Transparenz gehören zusammen", sagt der Leiter der Finanzabteilung im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Thomas Begrich und auch der Oberkirchenrat Dr. Jens Petersen, Leiter des Steuerreferats in der Finanzabteilung des Kirchenamtes der EKD, sagt in einem Artikel zum Thema "Wofür gibt die Kirche die Kirchensteuer aus?“: "Die evangelische Kirche ist es ihren Mitgliedern schuldig mit dem Geld, das sie uns für kirchliche Arbeit anvertrauen, so verantwortungsvoll wie möglich umzugehen. Deshalb herrscht bei uns in Finanzangelegenheiten uneingeschränkte Transparenz."

Innerhalb dieses Artikels findet dann aber die geheimnisvolle evangelische Transsubstantiation statt: Aus den "Kirchensteuern" wird mittendrin und recht unvermittelt das "Geld der Kirche". Diese Wesensverwandlung, den die katholische Kirche als Teig- und Wasserverwandlungskünstler beherrscht (Wandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Jesu Christi) ergänzt die EKD nun durch die Geldverwandlungskunst (Wandlung von Staatsgeldern und privaten Entgelten zu Geld der Kirche).

Grundlage dafür ist ein EKD-Dossier zum Thema Kirchenfinanzen, das bereits im September veröffentlich worden war und nun kräftig hochgehalten wurde, um die eigene Intransparenz in Vermögensfragen zu bedecken.

"Vom Geld der Kirche" ist das Dossier überschrieben und auf der ersten Seite ist eine Übersichtsgrafik abgebildet: "Ausgaben der evangelischen Kirche und ihrer Gliedkirchen in Deutschland in Mio. Euro“". Für kirchliche Dienste "Pfarrdienst und Religionsunterricht" sind 1.950 Mio. Euro dargestellt und im Bereich der gemeindediakonischen Arbeit für "Kindertagesstätten" 1.850 Mio. Euro.

Ach was, 1,85 Milliarden gibt die evangelische Kirche für ihre Kindertagesstätten aus? Wer hätte das gedacht, das ist doch toll positiv, wie viel die evangelische Kirche für die Betreuung und Erziehung der Kleinen gibt. Welch ein schöner Beitrag für das Gemeinwesen.

Ehrlich? Ach was. Aber worin liegt der Trick? Wer genau hinschaut sieht ihn, aber dann muss man schon weiter lesen und die Abbildung auf der Seite 2 "Einahmen der evangelischen Kirche" selbstständig mit den Ausgaben in Verbindung setzen, denn im Text wird das nur nebenbei in einem Halbsatz gemacht. Welche Einnahmen allerdings in welche Ausgaben fließen, das wird nicht erläutert. Transparenz? Ach was?

In einer Wesensverwandlung werden "Fördermittel und Zuschüsse von Dritten" (1.950 Mio. Euro) und "Entgelte für kirchliche Dienstleistungen" (1.260 Mio. Euro) zu Einnahmen und damit zum Geld der Kirche. Mit der ersten Position, den "Dritten", sind weitestgehend die Kostenübernahmen durch den Staat aus allgemeinen Steuergeldern gemeint, mit der zweiten Position, den "Entgelten" u. a. die Elternbeiträge für evangelische Kindertagesstätten.

Ach was? Wenn die EKD tatsächlich Transparenz herstellen wollte, müsste sie diese Anteile sichtbar machen. Da die Finanzierungen in allen Bundesländern unterschiedlich sind, lässt sich, nach den Recherchen von Carsten Frerk, nur ein Durchschnittsatz ansetzen: 75 Prozent Länder und Gemeinden, 15 Prozent Elternbeiträge und 10 Prozent kirchlicher Träger. Das hieße 1.387 Mio. Euro aus allgemeinen Steuergeldern, 278 Mio. Euro aus Elternbeiträgen und gerade einmal 185 Mio. Euro seitens der evangelischen Kirche. Ach was?

Wie macht man nun aus den 185 Millionen die genannten 1.850 Mio. Euro? Ganz einfach, durch die Wesensverwandlung von Steuergeldern und Elterbeiträgen in "Geld der Kirche". Bei genauer Betrachtung sind aber Tricks keine Zauberei sondern sehr einfach und durchschaubar. Ach was?